Mai 2003

Blick vom Rathausturm auf den Marktplatz von Rothenburg ob der Tauber

Der Wonnemonat neigt sich ja schon wieder seinem Ende entgegen. Die Zeit vergeht im Flug. Ein Bild vom Kirschenblust im Baselbiet wäre für das Maienbild ja schon wieder Schnee von gestern. Die Niggeli sind ja schon von weitem sichtbar. Auch die Kastanien haben anstelle ihrer weissen oder rosa Kerzen schon wieder ziemliche Klunker angesetzt. Fliegt die Zeit mit uns wirklich schneller, oder spürt man das nur im Alter, dass der Kreislauf der Jahre eben nicht ein Kreis ist, sonder eine Spirale. Jedes Jahr eine neue Ebene. Je mehr sie sich dem Zentrum oder Ziel oder Ende nähert, je schneller reitet man mit…..???
Deshalb mein Maibild aus Rothenburg ob der Tauber. Der Blick vom Rathausturm auf den Marktplatz. Dort hat es nämlich schon vor drei- vier- fünfhundert Jahren etwa so ausgesehen, ausser den Autos.
Ich hatte mit Margrit ausgemacht, dass wir dieses Rothenburg mal besuchen und machten uns drei Tage frei. Wir hatten soviel Dussel mit dem Wetter und mit den Übernachtungen. Als wir uns ausserhalb der Stadt an der Infotafel orientieren wollten, sprach uns eine Frau an, ob wir auch eine private Unterkunft nehmen würden. Wir konnten ihr dann in die Altstadt mit dem Auto folgen und sie führte uns an die Judengasse, hinter der grossen Kirche. Dort überliess sie uns eine Wohnung mit Dusche, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer neu renoviert zusammen für 35 Euro die Nacht. Für 8 Euro wurden wir beide am Morgen mit einem fürstlichen Morgenessen verwöhnt. 4 verschiedene Sorten Brot, selbstgemachte Gumfi und Fleisch, Leberwurst, Käse, Aufschnitt, ein Frühstücksei… wir schafften es beide Morgen nicht, alles aufzuessen. Eine Stadtführung mit dem Nachtwächter durch die dunklen Gassen versetzte uns Jahrhunderte zurück. Er verstand es, das Leben in alter Zeit so plastisch zu schildern, dass man wirklich fast darauf gefasst war, den Inhalt eines Nachttopfs aus einem Fester auf den Kopf zu bekommen. Die meisten Häuser in der Altstadt sind aber sehr schön renoviert. Es begeisterte mich auch, dass man auf der Stadtmauer noch fast um die ganze Stadt gehen kann. Auch dieser Teil, der in den letzten Wochen des Krieges noch zerstört werden musste, wurde wieder ganz so repariert, wie er über hunderte von Jahren war. Auch die wunderbaren geschnitzen Altäre mussten wir gesehen haben und nicht zuletzt natürlich die Weihnachtsläden der Käthe Wohlfahrt. Obwohl sie noch grösser sind, als jene in Heidelberg, war es doch schon nicht mehr dieses überraschte Staunen wie dort, wo ich solches zum ersten mal gesehen habe…..